2 - Krebsmetastasen – fataler Prozess, faszinierende Mechanismen, zukünftige Therapieansätze [ID:56344]
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Was ich zu Anfang gleich sagen muss, wenn Sie glauben, Sie erfahren heute was, was Sie vielleicht

morgen übermorgen im Klinikum, im Amberg oder in irgendeiner anderen Klinik sofort nutzen können,

dann muss ich Sie leider enttäuschen. Heute geht es wirklich nur, vielleicht auch ein bisschen

entspannter für Sie. Es geht eigentlich darum, eher um die Biologie dahinter, was jetzt auch

der Bürgermeister erwähnt hat und interessiert, um die Frage, wie schafft das, eine Krebszelle

sich im Körper auszubreiten. Das heißt, es geht hauptsächlich um diesen zweiten Teil,

um diesen faszinierenden Mechanismus. Am Anfang werde ich kurz ein bisschen den klinischen

Background noch einmal erwähnen, dass Sie wissen, um was es wirklich jetzt von der medizinischen,

von der ernsten Seite her geht, noch mal als Motivation für Sie auch vielleicht neugierig

darauf zu sein, wie das alles von der Biologie her abläuft im Körper. Und am Ende dann will ich

noch mal auch aus unserer Arbeit heraus, aber auch von tausenden anderen Arbeitsgruppen auf

der ganzen Welt, die sich mit dem Thema beschäftigen, mit dem wir auch stark interagieren,

auch noch mal vielleicht einen Ausblick wagen, wie man in Zukunft gerade Metastasierung auch

verhindern kann. Ich weiß nicht, ob ich jetzt da rumlaufen darf oder nicht, wegen der Kamera.

Ist das okay so? So, bis hier? Ja, ich bleibe hier auf dem Quadratmeter. Okay, dann nochmal

zum Thema. Ja, drei Teile. Erstmal werde ich noch mal über den klinischen Teil kurz sprechen,

warum sind Metastasen so gefährlich und warum muss man irgendwas ändern dran? Warum muss man

Grundlagenforschung betreiben, die wir jetzt machen in meinem Lehrstuhl, um diese Mechanismen

zu verstehen als Basis für neue Therapien? Sie wissen alle, Metastasen sind der gefährlichste

Teil der eh schon gefährlichen Krebserkrankungen. 90 Prozent aller Todesfälle von Krebspatienten

passieren durch die Metastasen, nicht durch den Primärtumor, den kann man in der Regel oft durch

die Chirurgie gut entfernen. Bis heute gibt es keine spezifische Therapie, um Metastasen gezielt zu

bekämpfen. Und um das zu ändern, müssen wir die Mechanismen verstehen, die dahinterstecken. Und

die sind gar nicht trivial. Sie sehen hier ein paar Bilder, hier ein Stintigramm, wo zum Beispiel

Levermetastasen dargestellt sind. Hier ein Schema, wo man die Levermetastasen sieht. So sieht es der

Radiologe in einem CT und so der Chirurg, wenn er dann operiert und große Metastasen jeweils in

der Leber sieht. Warum ist das so gefährlich? Das hier nochmal ein Beispiel am Darmkrebs,

die berühmte 5 Jahre des Überlebensrate, die Sie wahrscheinlich auch kennen. Das ist so irgendwie

die die Schwelle, wenn man das geschafft hat bei den meisten Tumorerkrankungen. Nicht bei allen,

auf ein Beispiel komme ich gleich, wo das nicht so unbedingt zutrifft. Aber nach fünf Jahren,

wenn der Krebs weg ist, dann ist man geheilt. Beispiel Darmkrebs, den kann man in verschiedenen

Stadien aufteilen, Stadium 1 bis 4. Im Stadium 1 und 2 liegt nur der Tumor im Darm vor, unterschiedlich

groß. Wenn man dann jetzt die Überlebensrate nach fünf Jahren anschaut, ist sie sehr gut. Man

sieht, dass im Stadium 1 und 2 zwischen 80 und 95 Prozent der Patienten geheilt werden können. Das

trifft meist alte Patienten, das heißt, es entspricht so in etwa der sowieso Lebenserwartung

in dem Alter. Selbst wenn man Metastasen in den Lymphknoten nachweist. Sie wissen ja, dass es

Metastasen in Lymphknoten gibt, wo sich die Erkrankung über das Lymphsystem ausbreitet.

Und in sonstigen Organen im Körper, wo sich die Erkrankung über das Blutsystem ausgebreitet hat,

wenn man nur Lymphknotenmetastasen hat, immer noch zwei Drittel aller Patienten sind nach fünf Jahren

geheilt. Und jetzt kommt der Punkt, über den ich heute spreche. Das sind die Fernmetastasen,

die Ausbreitung über das Blut, Metastasen in der Leber, im Gehirn, im Knochen, überall im

Körper möglich. Dann sind die Überlebensrate dramatisch. Vielleicht mittlerweile ein bisschen

besser. Das Bild ist schon einige Jahre alt, aber maximal 15 Prozent der Krebspatienten mit

Metastasen, in dem Fall Darmkrebs, leben noch nach fünf Jahren. Es hängt auch vom Typ ab. Hier am

Beispiel Brustkrebs mal gezeigt. Sind jetzt mal hier die wichtigsten Typen genannt, der luminale

Typ, der Herr II-positive Typ und der sehr aggressive Triple Negative Brustkrebs. Haben

Sie vielleicht auch schon mal gehört. Triple Negative bezieht sich auf dreifach Hormonrezeptor

negative Subtypen, die eben besonders aggressiv sind. Und wenn man jetzt so eine sogenannte

Kaplan-Meier-Kurve anschaut, das ist eine typische Überlebenskurve, wo Sie sehen die

Überlebensrate, also hier 100 Prozent überleben und hier die Zeitachse in Monaten. Dann sehen Sie

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Thomas Brabletz Prof. Dr. Thomas Brabletz

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:53:27 Min

Aufnahmedatum

2025-03-18

Hochgeladen am

2025-03-20 17:06:27

Sprache

de-DE

Obwohl es in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte in der Behandlung gab, ist Krebs immer noch eine oft tödliche Krankheit. Nur bei etwa 30 Prozent der Patientinnen und Patienten gelingt es trotz moderner Therapien die Krankheit langfristig zurückzudrängen. Am fatalsten sind dabei Metastasen – sie sind für mehr als 90 Prozent der Todesfälle in Zusammenhang mit Krebs verantwortlich – sowie die Entwicklung von Resistenzen gegen Therapien. Innerhalb eines Tumors gibt es Krebszellen, die genau dafür – Metastasen, Therapie- resistenz und Krankheitsrückfall – verantwortlich sind. Diese Krebszellen sind in der Lage, ihre Eigenschaften vorübergehend so zu verändern, dass es ihnen möglich ist, aufgrund einer abnormen Beweglichkeit durch den Körper zu wandern, um an anderer Stelle Metastasen zu bilden. Bislang lassen sich diese Zellen noch nicht ge- zielt angreifen. Prof. Thomas Brabletz Ziel ist es, diese Krebszellen auf molekularer Ebene zu charakterisieren, um so neue Behandlungsstrategien gegen Metastasen und Resistenzen zu entwickeln.

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